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Im Moor

Vor einem Jahr (als man noch reisen durfte!) habe ich dem Schwarzen Moor in der Rhön einen Besuch abgestattet. Als Kinder waren wir oft dort und hatten großen Respekt vor allem was rechts und links des Wegs lag. Wir glaubten nämlich, dass wir bei einem falschen Schritt im Moor versinken würden…

Heute bleibe ich auf dem Steg, weil ich nicht quer durchs Naturschutzgebiet trampeln möchte. Wie die Zeiten sich doch ändern. Und warum ich bei dieser Gelegenheit „Lyrik abgesondert habe“ (so würde Kurt Tucholsky wohl sagen) – keine Ahnung. Passiert.

O, schaurig ist‘s
(nicht wirklich)
übers Moor zu gehn,
im hellen Sonnenschein,
wenn‘s friedlich daliegt,
ganz so, als könnt es kein
einziges Wässerlein
auch nur ansatzweise trüben.

Doch genieße ich die Stille,
die 360-Grad-Idylle?
Mitnichten!
Ich las zu viele Spukgeschichten
und wünsche mir,
ich wäre hier,
zu einer andren Tageszeit,
T minus 12 Stunden –
bei Dunkelheit.

Und lauschte in einer Vollmondnacht,
wenn das Moor aus seinem Schlaf erwacht,
dem heulendem Wind und Käutzchengeschrei…
– das wär‘ dann wohl echte Gruselei…

Doch nichts dergleichen hab ich heut vernommen,
und so muss ich wohl noch mal wiederkommen.

Daniela Schmitt

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