Ich bin zufrieden mit mir, denn ich habe in den letzten Tagen eine ganze Menge zu Papier gebracht. Vornehmlich Notizen. Die kritzele ich tatsächlich noch mit schwarzer Tinte in Notizbücher und verziere sie mit bunten Kringeln, Pfeilen und Fragezeichen. Ganz vielen Fragezeichen. Manches davon wandert im Anschluss an die Kritzelei recht flott in den Computer. Anderes wartet länger auf seinen großen Auftritt – und wird ihn vielleicht nie bekommen…
Eines steht fest: Es dauert schmerzhaft lange, bis eine Story wirklich in Form gebracht ist. Vor allem, wenn man sich selbst zu den Novizen des Fachs zählt. Aber schließlich muss jeder einmal irgendwo anfangen…
Umso beruhigender ist es zu erfahren, dass Menschen aus ganz anderen Bereichen ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Daher nun ein kleiner Ausflug in die Welt der Mathematik. (Keine Sorge, ich mach’s kurz!)
Der britische Mathematiker Andrew Wiles hat 1994 Fermats letzten Satz bewiesen und damit ein Rätsel gelöst, dass die Mathematiker mehr als 300 Jahre lang beschäftigt hatte. So sah das Problem aus:
x^2 + y^2 = z^2
hat keine ganzzahligen Lösungen für n größer als 2.
Wiles‘ Lösung umfasste mehr als hundert Seiten. Der Weg dorthin war mehr als steinig. Doch in seinem wunderbaren Sachbuch Fermats letzter Satz (lesenswert!) hat der Mathematiker und Wissenschaftsjournalist Simon Singh etwas für mich sehr Aufschlussreiches festgehalten:
Wiles beschrieb seine Erfahrung mit der Mathematik als Gang durch ein dunkles, fremdes Haus. „Man betritt den ersten Raum, und er ist dunkel. Vollkommen dunkel. Man stolpert herum und stößt gegen die Möbel, doch allmählich wird klar, wo was steht.
Endlich, nach vielleicht einem halben Jahr, findet man den Lichtschalter, und plötzlich liegt alles im Hellen. Man kann genau sehen, wo man ist. Dann geht man in den nächsten Raum und verbringt noch ein halbes Jahr im Dunkeln.Diese Durchbrüche, für die man manchmal nur einen Augenblick braucht, ein andermal ein oder zwei Tage, sind daher allesamt Errungenschaften der vielen Monate des Herumstolperns im Dunkeln, ohne die es sie nicht gäbe.
Simon Singh, Fermats letzter Satz
Als ich das gelesen habe, dachte ich: Ganz genauso fühlt sich an, eine Geschichte zusammenzubauen. (Und rieb mir meine blauen Flecken.)