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STORYTELLING WAS AUF DIE OHREN

SRF Krimi Podcast

Damit es in den nächsten Wochen nicht allzu zu besinnlich wird: ein Krimi-Podcast! Obwohl es davon ja recht viele gibt, habe ich den Eindruck, dass die überall aus dem Boden sprießenden True-Crime-Formate auf dem besten Wege sind, den guten alten Krimi-Hörspielen den Rang abzulaufen.

Als Doku-Liebhaber kann ich das sogar ein Stück weit verstehen. Aber wir wollen nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Beide Formate haben ihre Daseinsberechtigung. Und je nach Tagesform bevorzuge ich mal das eine und mal das andere. Im Moment steht mir der Sinn jedenfalls mehr nach Fiktion.


4. SRF Krimi Podcast

Susanne Janson & Wolfram Höll (seit 2019)

Eine ganz besonders feine Krimi-Auswahl bietet da der Schweizer Krimi-Podcast mit Susanne Janson und Wolfram Höll. Präsentiert werden spannende Hörspiele aus verschiedenen Jahrzehnten, oft auch Mehrteiler. Natürlich trifft nicht jede Produktion meinen Geschmack zu 100 Prozent, aber ich bin öfter positiv als negativ überrascht worden.

Meine aktuelle Top 3:

  1. Mord in Venedig von Val Gielgud (SRF 1975)
  2. Hunkeler und die goldene Hand von Hansjörg Schneider (SRF 2009)
  3. Im Tal der Gebeine von Alfred Bodenheimer (SRF 2020)

Ebenfalls im Feed zu finden sind die ersten beiden Episoden des als Trilogie angelegten ersten Schweizer Radio Tatorts, geschrieben von Gion Mathias Cavelty, Matthias Berger und Lukas Holliger.

  1. Der dunkle Kongress (SRF 2019)
  2. Das dritte Ohr (SRF 2020)

Auf den dritten Teil freue ich mich schon jetzt! Soll 2021 kommen… Die Zeit bis dahin lässt sich allerdings gut überbrücken:


Weitere Lieblingspodcasts:

Scriptnotes

So, eine Warnung vorweg: Dieser Podcast ist wirklich nur was für Drehbuch-Nerds. Leute wie ich, die als erstes fragen: Wer hat denn das geschrieben? Und nicht: Wer hat Regie geführt? 3. Scriptnotes John…

Blutiger Herbst

Im ersten Teil dieser Serie ging es zurück in die frühen 80er Jahre. Wir bewegten uns im Dreieck Hamburg, Stuttgart, Börnersdorf. Irgendwo zwischen Dichtung und Wahrheit. Allerdings mehr auf der Seite der Wahrheit.…

Faking Hitler

Es ist kein Geheimnis. Ich liebe Podcasts. Deshalb möchte ich hiermit einige Produktionen vorstellen, die ich besonders hörenswert fand. Den Anfang macht ein Podcast aus dem letzten Jahr: 1. Faking Hitler Stern (2019)…

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STORYTELLING WAS AUF DIE OHREN

Scriptnotes

So, eine Warnung vorweg: Dieser Podcast ist wirklich nur was für Drehbuch-Nerds. Leute wie ich, die als erstes fragen: Wer hat denn das geschrieben? Und nicht: Wer hat Regie geführt?


3. Scriptnotes

John August & Craig Mazin (seit 2011)

A podcast about screenwriting, and things that are interesting to screenwriters – so verkünden es John August und Craig Mazin jedenfalls zu Beginn jeder Scriptnotes-Episode. Seit 2011 reden die beiden Drehbuchautoren hier einmal pro Woche über ihren Job, das Schreiben und das Business. Und bei mittlerweile über 400 veröffentlichten Episoden werdet ihr mir verzeihen, dass ich diesen Podcast empfehle, obwohl ich nicht jede einzelne Folge gehört habe.

Trotzdem: In den allermeisten Folgen, die ich gehört habe, gelingt Scriptnotes der Spagat zwischen Theorie und Praxis ganz hervorragend. Ja, John und Craig können zuweilen lang und breit über Storytelling-Theorien philosophieren, schaffen es aber auch immer wieder, praktische Tipps zu geben. Ob man dabei etwas übers Schreiben lernt, kann ich nicht sagen. Man bekommt auf jeden Fall eine Menge Denkanstöße.

Man sieht nur, was man weiß.

Johann Wolfgang von Goethe

Ich kann inzwischen keinen Film/keine Serie mehr schauen, ohne gleichzeitig darüber nachzudenken, wie die Erzählung strukturiert ist. Das hat zu einem guten Teil mit diesem Podcast zu tun, der mich im Laufe der Zeit mal auf dieses, mal auf jenes Detail aufmerksam gemacht hat.

Natürlich könnte man das alles auch in der einschlägigen Literatur nachlesen. Aber dann würde man auch Johns und Craigs äußerst unterhaltsame Diskussionen verpassen. Und das wäre sehr schade.

Scriptnotes findet ihr auf der Website von John August und natürlich überall dort, wo es Podcasts gibt.

Die jeweils 20 neuesten Episoden sind kostenlos. Den gesamten back catalog kann man nur als Premium-User anhören. Allerdings habe ich entdeckt, dass John August einen Episodenklassiker – „Scriptnotes 73 – Raiders of the Lost Ark“ – auch auf YouTube hochgeladen hat. Das wäre für die meisten vielleicht ein ganz guter Einstieg. Wer hat diesen Film nicht gesehen?

Ein Bemerkung am Rande:

Warum zwei Autoren, die eigentlich wissen, wie man spannend erzählt, ausgerechnet einen Laber-Podcast machen, kann ich nur vermuten: Gutes Erzählen ist harte Arbeit, Labern macht einfach nur Spaß. Und es klingt so, als hätten sie beim Podcasten sehr viel Spaß.


Weitere Lieblingspodcasts:

SRF Krimi Podcast

Damit es in den nächsten Wochen nicht allzu zu besinnlich wird: ein Krimi-Podcast! Obwohl es davon ja recht viele gibt, habe ich den Eindruck, dass die überall aus dem Boden sprießenden True-Crime-Formate auf…

Blutiger Herbst

Im ersten Teil dieser Serie ging es zurück in die frühen 80er Jahre. Wir bewegten uns im Dreieck Hamburg, Stuttgart, Börnersdorf. Irgendwo zwischen Dichtung und Wahrheit. Allerdings mehr auf der Seite der Wahrheit.…

Faking Hitler

Es ist kein Geheimnis. Ich liebe Podcasts. Deshalb möchte ich hiermit einige Produktionen vorstellen, die ich besonders hörenswert fand. Den Anfang macht ein Podcast aus dem letzten Jahr: 1. Faking Hitler Stern (2019)…

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STORYTELLING WAS AUF DIE OHREN

Blutiger Herbst

Im ersten Teil dieser Serie ging es zurück in die frühen 80er Jahre. Wir bewegten uns im Dreieck Hamburg, Stuttgart, Börnersdorf. Irgendwo zwischen Dichtung und Wahrheit. Allerdings mehr auf der Seite der Wahrheit.

Ein ähnliches Spannungsfeld hält auch die heutige Podcastempfehlung bereit, doch ich möchte meinen, dass wir hier einen deutlichen Hang zur dunklen Seite haben. Naja, es geht um… Spuk.


2. Blutiger Herbst –
Eine bayerische Geistergeschichte

(BR/Dlf Kultur 2019)

Quelle: BR / Hier findet ihr auch alle Teile zum Anhören

Eines vorweg: Dieser Podcast ist etwas für Freunde des gepflegten Grusels. Eingefleischte Horrorfans werden bei dieser Produktion die Schockmomente, die Liebhaber von Psychothrillern die menschlichen Abgründe vermissen. Denn es geht verhältnismäßig zahm zu bei dieser Geschichte aus dem Bayerischen Wald, 1975. Aber eben nicht ganz mit rechten Dingen…

Am Straßenrand is‘ a Frau g’standen. A weng a Oide mit’am schwarzen Gwand, un‘ weil’s g’regnet hod, hob i’s mitgnommen. Fui g’red hod’s ned, aber auf amol fängt’s an: „An guadn Frühling kriegn ma und an scheena Somma, aber an bluadigen Herbst.“ „Wia moanen’s denn jetzt des?“ I dreh mir zu ihr um. Und da is der Platz leer (…)

Blutiger Herbst #1 – Die Frau in Schwarz

Diese Geschichte soll vor rund 50 Jahren im Bayerischen Wald zugetragen haben – nicht nur einmal, sondern öfters. So oft, dass die „schwarze Frau“ noch heute vielen Menschen in der Gegend ein Begriff ist. Doch was steckte wirklich dahinter? Wie konnte eine so simple Gruselgeschichte ohne handfeste Beweise (abgesehen von ein paar angeblich „echten“ Fotos) so rasant an Fahrt aufnehmen, dass ihre Bremsspuren bis in die Gegenwart reichen? Darum geht es in der vierteiligen Podcast-Serie Blutiger Herbst: eine dokumentarische Spurensuche voller ungeahnter Wendungen. (Konnichiwa!) Zwar ohne Blut – soviel sei verraten – dafür aber mit viel Lokalkolorit.

Weil ich nicht spoilern will, werde ich es bei dieser knappen Beschreibung belassen. Wer mag, soll sich gern selbst ein bisschen gruseln. Blutiger Herbst findet ihr auf z.B. auf der Website des BR – und überall dort, wo es Podcasts gibt.


Und noch eine Bemerkung am Rande:

Gerne würde ich eine schlüssige Erklärung dafür liefern, warum ich ausgerechnet für diese Art von Geschichten ein besonderes Faible habe. Es gibt mit Sicherheit Wichtigeres auf der Welt als sich mit alten Spukgeschichten zu beschäftigen…

Vielleicht löse ich aber einfach nur gerne Rätsel?

Im Grunde genommen entspinnt sich jede Geistergeschichte um ein Rätsel. Der rational-aufgeklärte Mensch lässt aber gemeinhin auch bei den wundersamsten Ereignissen nur Lösungen innerhalb eines bestimmten Spielraums zu, nämlich eines solchen, der die Existenz von Geistern jeder Art konsequent verneint. Mit der üblichen Logik kommen wir also nicht mehr weit. Wir stehen vor einer besonderen Herausforderung.

Kleiner Exkurs: Ich finde es bezeichnend, dass sogar bei Vorzeige-Rationalist Sherlock Holmes in der Gruselepisode The Hounds of Baskerville (2012) erstmals eine Gefühlsregung durchbricht, die er sich unter normalen Umständen nie zugestehen würde: Er zweifelt an seinem eigenen Verstand, für ihn die absolute Horrorvorstellung…

Natürlich findet er wenige Stunden später wieder zu alten Größe zurück und löst das Rätsel um die „Hunde von Baskerville“ mit Bravour. In seiner – und übrigens auch in meiner Welt – muss es für jede Art von Spuk eine banale Erklärung geben.

Das verbindet uns auch mit dem BR-Reporter Johannes Nichelmann, der sich auf die Spuren der schwarzen Frau begeben hat. Auch er versucht die undichte Stelle einer gut gemachten Täuschung zu finden und – aber gut, ich wollte ja nicht spoilern…

Apropos:

Im Gegensatz zur Figur Sherlock Holmes glaubte sein Schöpfer Sir Arthur Conan Doyle sehr wohl an Geister, Feen und ähnliche übersinnliche Gestalten. Dies bewog ihn wohl auch, 1922 ein Foto der Cottingley Fairies in einem seiner Bücher abzudrucken.

Die Bilder, die zwei junge Mädchen zusammen mit einigen Feen zeigten, waren natürlich ein Fake. Immerhin ein gut gemachter, und das laaange vor Photoshop. So gesehen ist irgendeine Art von Bildmanipulation auch im Deutschland der 70er Jahre vorstellbar.

Es braucht nur das nötige Maß an Enthusiasmus. Und die Vorstellung, so viele Menschen zum Narren halten zu können, muss ungemein beflügelnd sein…

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Faking Hitler

Es ist kein Geheimnis. Ich liebe Podcasts. Deshalb möchte ich hiermit einige Produktionen vorstellen, die ich besonders hörenswert fand. Den Anfang macht ein Podcast aus dem letzten Jahr:


1. Faking Hitler

Stern (2019)

Die angeblichen Hitler-Tagebücher sind ein unrühmliches Kapitel der deutschen Pressegeschichte. Von vorn bis hinten gefälscht und trotzdem für teures Geld vom Stern eingekauft, bescherte die Story dem Magazin im Jahr 1983 Rekordauflagen. Doch kurz nach der Veröffentlichung musste man sich der harten Realität stellen: Alles fake. Die 36 handgeschriebenen Kladden, die der Reporter Gerd Heidemann in der Redaktion abgeliefert hatte, stammten nicht aus der Feder von Adolf Hitler, sondern waren das Werk des Fälschers Konrad Kujau!

Diese absurde Geschichte rollt der Stern-Podcast Faking Hitler 35 Jahre nach dem Skandal mit einer 10-teiligen Serie und diversen Specials noch einmal minutiös auf. Ist es eine Art Vergangenheitsbewältigung oder der Versuch, den Fake im Zeitalter von fake news erneut zu vermarkten? Vermutlich beides. Lieber serviert man die eigene Version der Geschichte, bevor es sie von einem anderen geschrieben wird. Schließlich hat man wie vor den direktesten Zugriff auf die Tagebücher.

Doch das ist für den Podcast gar nicht so entscheidend. Wahres Podcast-Gold sind hingegen die Originalmitschnitte der Telefonate zwischen Gerd Heidemann und Konrad Kujau – trotz ihrer teilweise unterirdischen Tonqualität.

„Conny!“ – „Hmmm?“ – „Was ist los?“ – „Aaaach….“

Anders als Helmut Dietl, der 1992 in Schtonk! die markantesten Momenten des Skandals verdichtet und daraus eine Komödie zum Niederknien gestrickt hatte, kostet der Podcast das gesamte Ausmaß der Peinlichkeiten aus, indem er Experten und Zeitzeugen zu Wort kommen lässt. Dieser dokumentarische Ansatz könnte auf den ersten Blick langweiliger erscheinen. Ist er aber nicht. Denn wir nähern uns den Protagonisten auf einer sehr persönlichen Ebene. Es ist zwar nicht so, dass einen zwischen den Banalitäten des Alltags der „Eishauch der Geschichte anwehen würde“ (wie es in Schtonk! so schön formuliert wird), aber Kurzweil ist dennoch garantiert.

Es zeigt sich (wieder einmal): Die Realität ist absurder als man es sich in seinen kühnsten Träumen ausmalen könnte. Auch wenn der zeitliche Abstand zum Geschehen die Schmach nicht unbedingt mildert und es keine bahnbrechenden neuen Erkenntnisse gibt, die den Skandal heute in einem neuen Licht erscheinen lassen – der Skandal um die Hitler-Tagebücher ist und bleibt eine gute Geschichte.

Es ist keine Überraschung, dass jemand wie ich, der eine eindeutige Schwäche fürs Narrative hat, genau zu diesem Schluss kommt. Ihr seht mich grinsen. Doch in der Geschichte ist noch soviel mehr zu entdecken. Also: Gerne reinhören und eigene Meinung bilden!

Faking Hitler findet ihr auf Apple Podcast, Spotify und überall dort, wo es Podcasts gibt.


Und noch eine Bemerkung am Rande:

Bin ich die Einzige, die die Intromelodie des Podcasts an folgenden legendären Track aus Mary Poppins erinnert? Die Ironie des Schicksals: Irgendwas bleibt immer kleben… Fragt sich nur, wer Glück hatte.